Freitag, 9. Dezember 2011

Weihnachten in schwerer Zeit - Teil 2



Zur Lesung in der Wannweiler Gemeindebücherei am Freitag den 09. Dezember 2011 um 18:30 Uhr mit Zeitzeugen.

Auf Wunsch von Herrn Hauke Petersen, Vorsitzender des Krankenpflegevereins Wannweil, hat B. Walldorf nach Belegen zum Thema im Wannweiler Gemeindearchiv gesucht.
Im Aktenbestand A 112 im Rollregal 1 sind Weihnachtsbriefe der Gemeinde an die Soldaten und die Antworten der Soldaten fein säuberlich aufgeklebt. Natürlich können die Briefe von Wannweiler Soldaten nur ohne Namensnennung veröffentlicht werden. Als Nicht-Wannweiler trägt man eine besondere Verantwortung für die Veröffentlichung von sensiblen Daten aus dem Gemeindearchiv Wannweil.

Die meisten Belege können nur gekürzt wiedergegeben werden. Im 7. Jahr der NS-Herrschaft waren Bürgermeister Zanzinger (geboren 1904 gefallen 1944, Bürgermeister in Wannweil 1930 bis 1942) und die Soldaten doch stark von der NS-Propaganda indoktriniert. Diese Propaganda-Sätze können unter keinen Umständen im Blog publiziert werden.

Bei der Gelegenheit wurde ein Teil der Zeitdokumente fotokopiert. Die Originale sind meist auf inzwischen brüchig werdenden Kriegspapier geschrieben. So wurde gleichzeitig etwas zum Erhalt der unwiederbringlichen Zeitdokumente getan, damit sie auch in Zukunft von Interessenten gelesen werden können. Fotokopien haben sich als tauglich für die Langzeitarchivierung erwiesen.

Auf Kriegweihnachten 1939
lies es sich die Gemeinde Wannweil nicht nehmen, allen Söhnen der Gemeinde , die das Arbeitskleid mit dem grauen Rock des Soldaten vertauscht hatten, ein Weihnachtsgeschenk ins Feld oder in die Garnison zu schicken.
Unsere Soldaten erhielten ein Feldpostpäckchen und zwar entweder
ein schönes Messer mit Zigaretten oder Zigarren oder eine Tabakpfeife und ein Päckchen Tabak oder ein Buch mit 25 Zigaretten dazu in jedes Päckchen einen Brief und Lebkuchen der NS-Frauenschaft.
Die Freude der Männer mögen ihre Briefe bezeugen:

Böblingen Dezember 1939
An meine Wannweiler !
Ich habe Euer Weihnachtspäckchen mit herzlicher Freude erhalten und bedanke mich hiermit bestens. Es ist für mich eine große Genugtuung zu wissen, daß wir von der Heimat nicht verlassen, vergessen oder gar verachtet und verlacht werden, wie es im Jahre1918 der Fall war ....

Eningen, den 12. Dez ,. 1939
Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Nicht wenig erstaunt war ich, als ich von Ihnen im Auftrage der Gemeinde Wannweil ein so wunderbares Weihnachtspaket erhielt. Gleich ging es los, das Seitengewehr heraus nun aber sachte, holla sieben Sachen und wie fein jedes einzelne so schön feierlich verpackt , sodass mir im ersten Moment so ein bisschen die Weihnachts-Heimwehgedanken in Erinnerung gingen und ich an meine Heimat, an das von Ihnen so schön aufgebaute Wannweil dachte. ::::
Auch der Ortsgruppe der NSDAP Wannweil herzliche Grüße und frohe Weihnachtszeit, ganz besonders aber dem Herrn Ortsgruppenleiter, ..sowie an sämtliche Politischen Leitern und Zellenleitern. ::::

Montag, den 11.12.1939
Werter Herr Bürgermeister
Ich danke Ihnen und der Gemeinde Wannweil von Herzen für das schöne Geschenk und war sehr erfreut, als ich es in Empfang nehmen durfte. Nun will ich schließen in der Hoffnung, daß wir alle nach dem Siege Gesund (Sic !) und in Frieden unserer Arbeit nachgehen können. Mit Deutschem Gruß

O. U. den 24. Januar 1940

Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Sie hatten die Freundlichkeit, unserem Uffz. Müller für die 2. und 3. Batterie einen namhaften Betrag zur Ausgestaltung einer schönen Weihnachtsfeier zur Verfügung zu stellen.
Namens der Beschenkten danke ich herzlich dafür. Mit Hilfe Ihrer und der anderen Gaben war es uns möglich, ein schönes, den Beteiligten in ewiger Erinnerung bleibendes Frontweihnachten 1939 zu feiern.
Neben einer großen gemeinsamen Feier haben wir auf den einzelnen Beobachtungsstellen Weihnachten dadurch verschönern können, das wir am Bescherungstage selbst alle Stellen aufsuchten, die Leute dabei mit den Gaben beschenkten und in einer kurzen Ansprache die richtige Frontweihnachtsstimmung schufen...

Den 31. Dezember 1939

Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Im neuen Standort eingetroffen, finde ich zwei Pakete von Euch vor.
Ich muß Euch gestehen, dass ich geradezu begeistert war von dem Inhalt wie auch der Aufmachung der Pakete und haben mir dieselben, insbesondere nach dem Urlaub, nach dem man sich sowieso immer sehr schwer zurechtfindet, recht große Freude bereitet. ****
Nun danke ich Euch allen für dieses Geschenk und für das, was ich in den 4 Kriegsmonaten Liebes und Gutes von Euch erfahren durfte und wünsche Euch ein gutes neues Jahr und ich hoffe auf ein baldiges und endgültiges Wiedersehn.

Im Gemeindearchiv liegen auch aus den Jahren 1940, 1941 und 1942 solche Dankschreiben vor. Die Ausdrucksweise veränderte sich, je länger der Krieg dauerte.

Dies zur Einstimmung auf die am Freitag, den 09. Dezember 2011 um 18:30 in der Gemeindebücherei. stattfindenden Lesung "Weihnachten in schwerer Zeit".


Botho Walldorf

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