Dienstag, 24. Januar 2012

Gebiet zwischen Kläranlage, alter Spinnerei und Bahnlinie bleibt unbebaut (2)

Aus dem Jahresrückblick der Gemeinde Wannweil 2011:




Beide Entscheidungen des Gemeinderats fallen am 26. Mai einstimmig. Und sie sind wegweisend: Die Gemeinde Wannweil verzichtet langfristig auf eine größere Bebauung des Gebietes zwischen Wannweil und Betzingen. Damit bleiben auch künftig die Echazauen unangetastet. Außerdem wird das Feuerwehrhaus in das Gewerbegebiet an der Robert-Bosch-Straße verlegt. So schafft die Gemeinde Platz für Entwicklung:

Am bisherigen Standort soll ein kleines Wohngebiet entstehen. Auch der neue Antrag für das Landessanierungsprogramm soll entsprechend gestellt werden: „Ortskern 2“ umfasst das Gebiet zwischen Bahnhofstraße/Eisenbahnlinie/Schillerstraße und Echaz.

Für beide Entscheidungen gibt es unterschiedliche Gründe, sie hängen aber auch eng zusammen. Schwerpunkt der innerörtlichen Entwicklung soll in den kommenden Jahren das Feuerwehrgelände sein und eben nicht, wie noch im Flächennutzungsplan vorgesehen, das Gebiet „Grieß/Kieser“. Die Gemeinde setze damit konsequent ihre Leitlinie „Innenentwicklung vor Außenentwicklung fort“, sagt Bürgermeisterin Anette Rösch. So konsequent, dass damit auf ein großes Baugebiet ganz bewusst verzichtet wird.

Vieles spricht dafür. Eine Erschließung in den Ausmaßen des Flächennutzungsplanes hätte eine weitere Echazbrücke nötig gemacht. Ein Bauwerk, wie es Wannweil in dieser Größe noch nicht kennt, so Rösch. Der kleine Bereich, in dem die Echaz noch „etwas kurven darf“, wäre damit unwiederbringlich zerstört. „Ein immenser Eingriff in die Landschaft“, sagt die Bürgermeisterin. Aber auch aus rein finanzieller Sicht hält Rösch den Plan, dort ein Mischgebiet samt Verkehrsanbindung zu bauen, nicht für sinnvoll. Die Brückenerschließung wäre zu teuer.

Den großen Schritt machen die Räte am Donnerstag ohne viel Diskussion, aber im Bewusstsein für die Gemeinde eine deutliche Weiche in die Zukunft gestellt zu haben. „Die politische Dimension ist bemerkenswert“, sagt Erich Herrmann (CDU). „Es gibt wenige Gemeinden, die sich entschließen, inne zu halten.“ Das Areal sei eines der wichtigsten Kaltluftgebiete Wannweils. Die angedachte Brücke hätte es „total zur Sau gemacht“. Uwe Komanschek begrüßt, dass „die CDU und die ALW einmal ganz nah beieinander sind“. Das Gebiet mit seinen zwei Biotopen sei eine ökologisch sehr wertvolle Zone. „Wir müssen mit unseren Flächen sorgsam umgehen.“

Einen ganz anderen Hintergrund hat dagegen die Entscheidung über die Verlegung des Feuerwehrhauses: Das Gebäude ist schon seit Längerem dringend sanierungsbedürftig. Es wurde 1964 in Betonfertigbauweise erbaut. An den Wänden klaffen Risse. „Da kann man teilweise schon die Hände durchschieben“, so Bürgermeisterin Rösch. Schon lange mahnt die Unfallkasse Baden-Württemberg eine Sanierung an. Jetzt will sie nicht mehr länger warten.

Anlass für die Gemeinde, nach Alternativen zu suchen. Schließlich liegt das Feuerwehr-Gelände mittlerweile mitten in der Wohnbebauung. Außerdem erlaubt der bisherige Standort keine, wie eigentlich gesetzlich vorgeschriebene, getrennte Zu- und Ausfahrt auf das Gelände. Mit den Plänen, das Gebäude ins Gewerbegebiet umzusiedeln, schlägt die Gemeinde gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Sie gewinnt Platz für eine innerörtliche Entwicklung, die Feuerwehr bekommt ein Haus, das den gesetzlichen Bestimmungen genügt, Interessenkonflikte zwischen Feuerwehr und Ruhe suchenden Anwohner sind im Gewerbegebiet ausgeschaltet.

Sieben bis acht Ein- bis Zweifamilienhäuser könnten an dem Standort entstehen, so die Verwaltung. Klar ist dabei für Rösch auch, dass der angrenzende große Spielplatz erhalten bleibt.

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