Samstag, 28. Mai 2011

In Wannweil unterwegs als Volkszähler

In der Zeit vom 14. bis 25. Mai 2011 war B. Walldorf in Wannweil als Volkszähler unterwegs. Bekanntlich gehört er nicht zu den Alteingesessenen. Trotzdem hat die Ortskenntnis ausgereicht, die Befragung in einem vertretbaren Zeitaufwand abzuwickeln. Nach einer vorgegebenen, nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Liste waren 38 Gebäude aufzusuchen. Manche Haushalte waren überrascht, daß sie interviewt wurden. Sie hofften, doch nicht unter einer Art Überwachung zu stehen. "Berufstätig" zu sein, und daher keine Zeit zu haben, war ein oft gehörtes Argument. Dass sich Berufstätige gehetzt fühlen, läßt auf die Eignung von Führungskräften schließen.

Da B. Walldorf schon vor 50 Jahren, 1961- als Schüler an einer Volkszählung teilnahm - wusste er, was ihn erwartet. Wie immer, wenn man etwas in der Öffentlichkeit macht, wird man von einigen willkommen geheißen, von weiteren korrekt behandelt. Einige lassen einem die Ablehnung der Volkszählung auf verschiedenste Weisen spüren. Durch bedachte Gesprächsführung konnten auch manche schöne Kontakte geknüpft werden.

Zahlreiche Reutlinger haben in Wannweil wegen der verkehrsgünstigen Lage ältere Häuser erworben oder neu gebaut. Die Identifikation mit dem Wohnort ist dabei naturgemäß gering. Man geht ja frühmorgens aus dem Haus und muss sich auf den übervollen Straßen fortbewegen. Integrationswillige Ausländer ließen sich problemlos befragen. Gerne erzählten beispielsweise Migranten aus Siebenbürgen, Frankreich oder Polen aus der wechselvollen Geschichte ihrer Heimatländer. Sie legen Wert darauf, daß die Kinder die Sprache des Herkunftslandes auch lernen. Manche versteckte reichhaltige Privatbibliothek gibt es am Ort, wo sogar neueste Literatur aus Hohenzollern zu finden ist.

Der Fragenkatalog war vorgegeben und nicht immer leicht zu vermitteln. Die Frage nach dem religiösen Bekenntnis wurde vielfach als unpassend empfunden. Muslime konnten mit den auswählbaren Glaubensrichtungen des Islam nichts anfangen. Die Außenwirkung der ev. Kirchengemeinde St. Johannes Baptista ist nicht groß.

Der Hinweis, daß der Zensus "europaweit" durchgeführt wird’s, wirkt auf den Normalbürger eher abschreckend als förderlich.

Meine Erwartungen, einmal mit Menschen in Kontakt zu kommen, die man sonst nicht kennt, haben sich erfüllt. Die finanzielle Honorierung ist gering. Die Auszahlung wird wegen Überlastung der befristet eingestellten Mitarbeiter der Erhebungsstelle wohl auf sich warten lassen. Es wird wohl meine letzte Volkszählung sein.

Botho Walldorf



Übrigens:
Radio Ton Bürgerinitiative 2011 - Abstimmung: 23.05.2011 bis 09.06.2011, www.radioton.de

Wannweil geht mit dem Projekt "Mama lernt Deutsch" ins Rennen.

Ziel ist es, so viele Hörerstimmen wie möglich zu sammeln und möglichst viele Bürgerinnen und Bürger für das Projekt "Mama lernt Deutsch" zu mobilisieren. Je mehr Menschen dafür stimmen bzw. bei Radio Ton anrufen, umso größer ist unsere Chance auf einen der drei Geldpreise.

1 Kommentar:

Harry Pasiak hat gesagt…

Danke Botho für diesen ausführlichen Bericht! Mich stimmt dabei etwas nachdenklich, ja leicht traurig, dass sich Zugezogene nicht mit dem schönen Wannweil identifizieren...
Meine Frau Viola und ich sind ja auch "Reingeschmeckte", aber wir lieben beide diese kleine Gemeinde und ihre Menschen aus vollem Herzen und sind froh, dankbar und zufrieden, Wannweil als unsere Wahlheimat gewählt haben zu dürfen.