Samstag, 23. November 2013

Spendenaktion Wannweiler Weihnachtsmarkt 2013 zugunsten von behinderten Kindern aus Wannweil



Der Weihnachtsmarktausschuss hat in seiner Sitzung vom 21.10.2013 folgenden Beschluss gefasst:
 
Die Spende des Weihnachtsmarktes 2013 verbleibt heuer in Wannweil; sie geht ausschließlich an behinderte Kinder aus Wannweil und wird zu gleichen Teilen aufgeteilt an
  • Pal Zimmermann, 1 Jahr, Spendenzweck: Anschaffung eines behinderten­gerechten Fahrradanhängers,

  • Philipp Ott, 8 Jahre

  • und dessen Zwillingsbruder Lucas Ott, 8 Jahre, Spendenzweck: Zuschuss zur Teilnahme an der Ganztags- und Hausaufgabenbetreuung in der Uhland­schule nach dem Pflichtunterricht (nach der 5. oder 6 Schulstunde),

  • Celina Rütten, 9 Jahre, Spendenzweck: Anschaffung eines behinderten­gerechten E-Bikes, finanzielle Unterstützung für eine Reittherapie.

  • Timo Ruf, 16 Jahre, Spendenzweck: finanzielle Unterstützung für eine Feldenkrais-Therapie.

Jedes der genannten Kinder erhält ein Fünftel des diesjährigen Spendenbetrages.
Wannweil, 25.11.2013
Der Weihnachtsmarktausschuss

Die Laubhütte, ein Freundeskreis innerhalb der Evang. Kirchengemeinde Wannweil wird wieder ihren alten historischen Waffelofen anheizen. Der gesamte Erlös aus dem Waffelverkauf der „Laubhütte wird zu 100 % dem Spendenzweck des Weihnachtsmarktes zur Verfügung gestellt. Wie jedes Jahr werden allein am Stand der Laubhütte wohl wieder über 600 € zusammenkommen.
Die Bevölkerung kann sich diesem guten Beispiel anschließen, indem sie das diesjährige Spendenprojekt ebenfalls unterstützt.

Spendenkonten der Gemeinde Wannweil:

Bankverbindungen:
Kreissparkasse Reutlingen
BLZ 64050000                              Konto-Nr. 801405
BIC: SOLADES1REU                  IBAN: DE60 6405 0000 0000 8014 05

Volksbank Reutlingen
BLZ 64090100                              Konto-Nr. 1029002
BIC: VBRTDE6R                          IBAN: DE92 6409 0100 0001 0290 02

Verwendungszweck: „Spende anlässlich Weihnachtsmarkt für mildtätige Zwecke“.

Bis zu einem Betrag von 200 € reicht es aus, wenn dem Finanzamt der Kontoauszug des Spenders vorgelegt wird, aus dem sich ergibt, dass auf ein Konto der Gemeinde überwiesen wurde. Bei einem Betrag über 200 € stellt Ihnen die Gemeinde gerne eine Spendenbescheinigung aus.

Freitag, 22. November 2013

Petticoat &Pomade-Show im Musenstall5



Von der Petticoat &Pomade-Show am Samstag, 9. November 2013 im Musenstall5 in Wannweil 



Der Musenstall des Rundfunk-Journalisten-Ehepaares Altenburger wurde um 2010 eingerichtet im früheren Hause von Post-Hipp Degerschlachter Straße 5 
Mit 35 Sitzplätzen, die meist ausverkauft sind, hat sich hier Kleinkunst auf dem Lande etabliert. Als die Altenburgers das Haus erwarben, erinnerten noch die steinernen Futtertröge und die Tränkebecken an die frühere Landwirtschaftliche Nutzung durch den alteingesessenen Wannweiler Johannes Hipp. Von ihm fanden die Altenburgers auf „der Bühne“ (dem Dachboden) noch einen Leinensack mit schöner Aufschrift. Der wird heute als „Reliquie“ auf früherer Zeit von den Altenburgers in Ehren gehalten. Der Zuspruch zum Kleinkunst-Konzept der Altenburgers ist so groß, dass sie bis Oktober 2014 mit Veranstaltungen ausgebucht sind.

Durch den Musenstall wurde auch bekannt, welche künstlerischen Talente in Wannweil leben. Denn der Mitveranstalter Oliver Dobisch alias Buddy Olly wohnt in der Wannweiler Wilhelmstraße 4. Zusammen mit seiner Partnerin Moni Francis erweckte Buddy Olly die schönsten deutschen Schlagerperlen der 1950er und 1960er Jahre wieder zum Leben. Dazwischen wurden Anekdoten aus den 1950er erzählt, beispielsweise dass es seit 1950 wieder Persil gab. Die beiden gaben zum Besten, dass in den 1950ern in Wannweil nichts los gewesen sei. Dafür bekamen sie stürmischen Beifall im vollbesetzten Musenstall. Das entspricht nicht ganz der Wahrheit. Die Spinnerei lief auf Hochtouren und bescherte dem damaligen Bürgermeister Willi Obermüller hohe Einnahmen. Die Uhlandschule bekam 1956 eines der ersten Lehrschwimmbecken im Kreis. Allerdings waren wir im Musenstall ja auch nicht auf einer historischen Veranstaltung, wo man es mit den Daten genauer nimmt. In der Pause konnte man auf dem von Kerzen erleuchteten Weg zwischen Musenstall  und Degerschlachter Straße flanieren. Requisiten aus den 1950er Jahren wie Koffer, Radio, Blumenständer Nachttischlampen und Sessel im originalen Design bereicherten das Bühnenbild.

Bei dieser gelungenen Veranstaltung konnte Herr Altenburger zahlreiche neue Gesichter begrüßen, die zum ersten Mal den Weg in den Musenstall gefunden hatten. Es lohnt sich tatsächlich, die ortsnah angebotene Kleinkunst zu genießen.

Botho Walldorf

Donnerstag, 21. November 2013

Wannweiler Geschichte(n) „Fremde Heimat Deutschland“ - Ayse Bouhafa



Wannweiler Geschichte(n) „Fremde Heimat Deutschland“
Zeitzeugen erzählten, wie sie in den 1960er Jahren als „Gastarbeiter“ nach Deutschland kamen und hier eine neue Heimat fanden“. Zeitzeuge 3 von insgesamt 4 interviewten ausländischen Mitbürgern.  





Zu dieser bestens besuchten Veranstaltung am Donnertag, den 7. November 2013 hatten die Gemeindebücherei und der Krankenpflegeverein eingeladen in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis interkulturelle Begegnung und dem Wannweiler BILDERTANZ.
H. Petersen erinnerte daran, dass er durch den Krankenpflegeverein in Kontakt mit älteren Menschen gekommen sei. 

Zur Kontaktaufnahme bei den türkischen Mitbürgern trug vor allem Ladenbesitzer Dikme aus der Dorfstraße bei. Er hat um 2005 einen Geschäftshaus-Neubau anstelle eines giebelständigen Wohn- und Ölonomiegebäudes errichtet. 

Die „special guests“ waren 4 Gastarbeiter: eine Italienerin und drei Türken.
Im folgenden Bericht wird die Lebensgeschichte von Ayse Bouhafa als drittem Zeitzeugen niedergeschrieben. Das Berichtete wurde auch digital als Film- und Tondatei aufgenommen.
Damit stehen sie einer aktualisierten Auflage des Heimatfilms von 1962 zur Verfügung.
Zur Erinnerung: In den 1960er Jahren ließen manche Gemeinden einen Film von ihrer Gemeinde herstellen. Heute würde man das als „Image-Film“ bezeichnen. Bürgermeister Willi Obermüller (Amtszeit in Wannweil 1949 bis 1967, Lebenszeit 1897 bis 1984) ergriff auch diese Gelegenheit. Die Hoffnung, das defizitäre Filmprojekt ließe sich durch das erheben von Eintristgeldern bei der Vorführung vermindern, erfüllte sich leider nicht. Investitionen in kulturelle Dinge lohnen sich langfristig aber doch. Heute sind wir froh an dem 2006 digitalisierten Heimatfilm von Wannweil 1962

Mutter und Vater von Ayse Bouhafa konnten weder lesen  noch schreiben, als sie nach Deutschland kamen.  Beide arbeiteten in der Wannweiler Spinnerei.. Die Fallenbachstraße war ihre „kleine Heimat“. Dort war alles eins, man hat sich gekannt, war vertraut, und füreinander da. Die Tochter übersetzte beim Zeitzeugenabend für ihren Vater Mehmet Türkoglu und ergänzt: „Heute sind wir auch in der Türkei Ausländer“.  Ayse Bouhafa ist 1943 geboren. 1970 heiratete er in der Türkei. Bekannte waren schon in Wannweil. Die Eltern lebten in einem Dorf, wo eigentlich nur Nahrungsmittel ausgetauscht wurden. Schließlich wurde auf einem Büro in Istanbul eine Adresse vermittelt. Bis Nürnberg fuhren sie ohne Sprachkenntnisse mit der Bahn. Der Arbeitgeber war eine Möbelfabrik, wo Arbeits- und Wohnstätte beieinander waren. Nach ein paar Jahren hat sie ein Bekannter nach Wannweil geholt in die Spinnerei. Gastarbeiter sind eigentlich immer mobiler als Deutsche. Wegen besserer Verdienstmöglichkeiten wechseln sie schnell in ein anderes Bundesland. Zuerst hatten sie eine Wohnung an der Pforte der Spinnerei, dann eine Werkswohnung in der Fallenbachstraße. Dort in der Fallenbachstraße waren alle Ausländer wie eine große Familie, wenn sie auch nicht die gleiche Religion hatten. Mutter und Vater haben sich das Lesen und Schreiben selber beigebracht. Jeden Tag haben sie im Zimmer einen Buchstaben aufgehängt und gelernt. Manche deutsche Familien, wie etwa Jutta Ott aus dem Römerweg, gaben auch eine Art Nachhilfe-Unterricht. Familie Bouhafa gehörte zu den letzten Bewohnern in der Werkssiedlung in der Fallenbachstraße, für die im Jahre 2014 eine Neubebauung vorgesehen ist. Im Sommer 2013 lagen die Bebauungspläne im Rathaus Wannweil aus. Ayse Bouhafa beklagte die Kälte zwischen Deutschen und Ausländern. Das bekam er auch beim Einkaufen zu spüren. Metzger  Walter Kern (Jahrgang 1920)  war sehr entgegenkommend. Er verbürgte sich dafür, dass er seine Messer reinigte, wenn er sie für Schweine fleisch benutzt hatte. Bouhafa hatte wohl einen Führerschein, aber kein Auto. Im Sparladen von Glückher wurde eingekauft. Die Waren brachte Herr Glückher dann in die Wohnung. Es gab ja noch keine Supermärkte. Für die anderen Ausländergruppen, etwa Italiener und Kroaten war es einfacher. Sie hatte die gleiche katholische Religion. Sie trafen sich dann auch beim katholischen Gottesdienst wieder, wo sie mit Deutschen auch in Kontakt kamen. Die Kinder der Familie Bouhafa sind alle hier geboren, sie kennen die Türkei nur vom Urlaub.
Heute können die Familienmitglieder der Familie Bouhafa alleine zum Arzt gehen. Bei Deutschen eingeladen werden sie selten. 

Auffallend ist, dass sich zu den  Zeitzeugengesprächen nur türkische Mitbürger gemeldet haben, die es zum Hausbesitzer in Wannweil gebracht haben. Diese sind integrationswillig. Diese Tatsache haben die freien Mitarbeiter von Reutlinger Generalanzeiger und Tübinger Tagblatt natürlich gar nicht erkannt und deshalb darüber auch nicht berichtet.
Der Sportverein Wannweil hat eine große Integrations-Funktion. Auch der Stiefsohn von Zeitzeugenabend-Initiator Petersen lernte beim Fußballspielen türkische Schüler kennen.
Im Rückblick stellt Ayse Bouhafa fest, dass es  seinerzeit sehr mutig war, aus der Türkei in ein fremdes Land zu gehen.

Als Zeitzeuge wieder zu Wort kam der frühere Betriebsleiter Schweizer, der 1970 nach Wannweil kam und 1975 Betriebsleiter wurde. Schweizer wohnte in der „Villa“. Schweizer sprach von den verschiedenen Migrantengruppen, denen die Spinnerei bis 1987 eine berufliche Existenz bot. Bis in die 1930er Jahre kamen die Mädchen oft zu Fuß  aus den umliegenden Dörfern zur Arbeit nach Wannweil. Im Zweiten Weltkrieg waren es die Zwangsarbeiter der Daimler-Filiale. Für diese wurden ab 1944 die Baracken gebaut. Denen folgten ab 1948 die Heimatvertriebenen,. Ab 1955 kamen dann die Ausländer, jetzt zur Unterscheidung vom Dritten Reich „Gastarbeiter“ genannt.
Die deutschen Mitarbeiter wanderten wegen der besseren Verdienstmöglichkeit in die Metallindustrie ab. Schließlich wurde die renommierte Textil-Firma Gminder ja 1964 von Bosch mitsamt dem Geschäftsführer Hans L. Merkle übernommen. Schweizer konnte als Betriebsleiter nicht zu allem ja sagen. Probleme gab es auch immer wieder mit der Vergabe der Werkswohnungen, die Einfachstwohnungen der 1950 er Jahre waren. Diese Wohnungen hatten weder Dusche noch Bad. Aber die Familien waren daran froh. Zur Betriebsdusche gelangte man freitags und samstags nach einem Gang durch den Websaal. Manchmal war von den vielen Benutzern der Abfluss verstopft. Dann musste sich Betriebsleiter Schweizer um dieses Problem kümmern. 

Zeitweise gab es bis zu 6 Nationen in der Spinnerei. Bei 70 italienischen Familien wurden manche Familienprobleme auch importiert, die Schweizer dann schlichten musste.
Ein Vorteil war beim Arbeitsplatz Spinnerei, dass  außer der Werkswohnung Mann und Frau an der gleichen Maschine in Wechselschicht arbeiten konnten. Da nahm man manchen Nachteil, wie etwa die geringere Bezahlung in der Textilindustrie in Kauf. So konnte ein Elternteil immer bei den Kindern anwesend sein. 

Heute ist es Geschichte, dass Wannweil einmal so viele Arbeitsplätze bieten konnte.

Botho Walldorf

Montag, 18. November 2013

Wannweiler Geschichte(n) „Fremde Heimat Deutschland“ - heute Abdullah Sezgin



Zeitzeugen erzählten, wie sie in den 1960er Jahren als „Gastarbeiter“ nach Deutschland kamen und hier eine neue Heimat fanden“. Zeitzeuge 4 von insgesamt 4 interviewten  ausländischen Mitbürgern. 

Zu dieser bestens besuchten Veranstaltung am Donnerstag, den 7. November 2013 hatten die Gemeindebücherei, der Krankenpflegeverein eingeladen in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis interkulturelle Begegnung und dem Wannweiler BILDERTANZ .
Weil der Amateurhistoriker B. Walldorf die dabei zur Sprache gekommenen Aussagen als bedeutsam einstuft, werden sie hier protokolliert. Digitale Film- und Tonaufnahmen liegen auch vor, aber für die Zukunft überlebt schriftlich Festgehaltenes am ehesten.
H. Petersen erinnerte daran, dass er durch den Krankenpflegeverein in Kontakt mit älteren Menschen gekommen sei. Der Krankenpflegeverein war Mitte der 1970er Jahre gegründet worden als Ersatz für die früheren Gemeindekrankenschwestern. Seit 1995 gibt es die Pflegeversicherung. Damit einher kamen die zahlreichen privaten ambulanten Hilfsdienste auf, sodass der Krankenpflegeverein etwas an Bedeutung verlor.
Zur Kontaktaufnahme bei den türkischen Mitbürgern trug vor allem Ladenbesitzer Dikme aus der Dorfstraße bei.
In Wannweil waren um 1990 mit 12 % Ausländern der Höchststand erreicht. Gegenwärtig sind es mit 500 Ausländern etwa 10 % der Wohnbevölkerung.
Die „special guests“ waren  am 7. November 2013 4 Gastarbeiter: eine Italienerin und drei Türken.
Als letzter Bericht dieses Zeitzeugenabends hatte Abdullah Sezgin das Wort- 
Interview ergänzt durch persönliche Befragung durch B. Walldorf am Sonntag, den 10. November 2013 vor seinem Hause in der Griesstraße 23.

Abdullah Sezgin, Jahrgang 1954, kam als junger Mann über Gelegenheitsjobs in Reutlingen und den Daimler in Sindelfingen in die Marienstraße nach Wannweil.
Über die Rolle, welche „der Daimler“  in der deutschen Geschichte ab dem Kaiserreich bis zur derzeitigen Berliner Republik spielt, sind sich nur wenige Menschen im Klaren. In Wannweil hatte der Daimler in den Jahren 1943 bis 1945 ebenfalls ein unrühmliches Zwischenspiel gegeben.
A. Sezgin hatte fünf Jahre nur die türkische Schule besucht. Zum ersten Vorstellungsgespräch ging er mit seinem Vater. Da hat er nichts verstanden.
A. Sezgin fand mit seiner jungen Familie in der herzlichen Nachbarschaft in Wannweil ein neues Zuhause. Seine Frau fing an, in der Spinnerei zu arbeiten. Zusammen mit seinen drei Söhnen hat er  2011  in der  Griesstraße 23  ein Haus gebaut.
Vor zwei Jahren haben sie ein altes, traufständiges quergeteiltes gestelztes Eindachhaus in der Wannweiler Griesstraße erworben und abgebrochen. Dass in der Griesstraße einmal bis 1948 der Firstbach seinen Lauf hatte, kann man immer weniger „in situ“ – also an Ort und Stelle – feststellen. Dort hat die Großfamilie einen zweistöckigen Neubau hingestellt, wo Schwager Kinder und Enkel Platz haben. Es wurden zahlreiche Fliesen verwendet als Bodenbelag, wie es in der Türkei üblich ist. Insgesamt wohnen vier Familien darin. Es bietet 3 Söhnen und 4 Enkeln ein Heim. Ein weiterer Enkel ist unterwegs. Eine Einliegerwohnung ist an einen Deutschen vermietet. A. Sezgin bekennt: „Ich habe mich hier nie als Ausländer gefühlt“. Das war nicht immer so: Bei der ersten Rückreise in die Türkei hatte er darauf bestanden, sein Einreisevisum ungültig zu stempeln. Er sollte ja nicht mehr auf die Idee kommen, wieder nach Deutschland zu gehen. A. Sezgin stammt aus der Stadt Boulou , die zwischen Ankara und Instanbul gelegen ist. Mit seinem Vater kam er im Flugzeug 1970 nach Deutschland. Der schaffte auch schon beim Daimler. A. Sezgin heiratete bereits mit 16 Jahren. Seine erste Firma war der Maler Anton Geiselhart. Der kündigte ihm, weil er wegen seiner Hochzeit  seinen Urlaub eigenmächtig verlängerte. Aber beim Geiselhart hat es ihm ohnehin nicht gefallen, meinte A. Sezgin rückblickend. Zur Ableistung der Militärzeit ging A. Sezgin zurück in die Türkei für 20 Monate. Heute besteht der Wehrdienst auch dort nur noch  aus 12 Monaten. Als er in der Türkei keine Arbeit fand, rief er einfach seinen Chef an, dessen Telefonnummer er noch hatte. Abdullah Sezgin kam 1976 nach Wannweil. Die Ehefrau fing 1980 in der Spinnerei an.  Als er zum erstenMal das Fernsehen sah, beeindruckte ihn der „Mann in der Kiste“. Später sorgte der Elektromeister Steinlen dafür, dass er das türkische Fernsehen empfangen konnte.  2013 sind das alles keine Probleme mehr. Der erste Wohnsitz war in der Jakobstraße 1 neben dem Raumausstatter Nedele. Dann folgte die Marienstraße 86. Vor dem Bezug des Eigenheims in der Griesstraße 23 im Jahre 2012 wohnte A. Sezgin mit seiner Familie im eigenen Altbau in der benachbarten Eisenbahnstraße 23.
Abdullah Sezgin arbeitete von 1979 bis 2008 beim Daimler und ging mit 63 Jahren in Rente. Zuerst kam er sich dort wie im Gefängnis vor. 1984 wurde er zum Vertrauensmann gewählt.
Dabei lernte er zahlreiche Konflikte am Arbeitsplatz kennen. Sein 1987 geborener Sohn hat beim Daimler eine Lehre gemacht und wurde in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen. Ein anderer Sohn arbeitet bei Bosch. A.Sezgin kam auf alle Arten zu seinem Arbeitsplatz beim Daimler. Mal mit dem Werksbus, der ab Reutlingen fuhr. Aber das dauerte zu lange. Eine weitere Möglichkeit bot die Bildung von Fahrgemeinschaften. Am unabhängigsten war er, wenn er  alleine mit dem Daimler zur Arbeit fuhr. Den Winter verbringt A. Sezgin hier , den Sommer am liebsten in der Türkei. Dort hat er allerdings zahlreiche Bekannte verloren.
Den Bericht über den Zeitzeugenabend haben die Enkel von Sezgin im Reutlinger Generalanzeiger online gelesen, weil sie als Türken den „GEA“ natürlich nicht abonniert haben. In moderner Technik sind die Jungen jedoch fitt.

Auch im November 2013 arbeiten weitere Wannweiler – in diesem Fall der Ernährer der  vielköpfigen Palästineser-Familie Mraai  aus der Schulstraße 2 (Altes Schulhaus von1885)  beim Daimler unter ganz anderen Bedingungen: Jetzt allerdings über eine Leihfirma und befristet.  So ändern sich die Zeiten.

Botho Walldorf