Samstag, 19. Januar 2013

Alte Spinnerei - Bilder von gestern

Wohl zeitgleich mit Ulrike Franz hatte ich gestern morgen die Idee, Bilder von der alten Spinnerei in den Blog zu stellen.  Nur, die Idee kam mir in Deutschland und Ulrike Franz in den USA. Wir hatten uns nicht abgesprochen. Das ist irgendwie schön, so eine Gedankenübertragung quer über den Atlantik.

Meine Bilder habe ich gestern gegen 11 Uhr gemacht.






Freitag, 18. Januar 2013

Alte Spinnerei im November 2009



                                          aufgenommen von Ulrike Franz bei einem Rundgang
                                               durch die alte Fabrik.

Mittwoch, 16. Januar 2013

Nachruf Erich Holder





Gemeinde Wannweil
Landkreis Reutlingen

Uhlandschule Wannweil


NACHRUF


Erich Holder

ist am 6. Januar im Alter von 87 Jahren verstorben.

Erich Holder war von 1953 bis 1982 als Lehrer und Konrektor an der Uhlandschule in Wannweil tätig. Seiner besonderen Begabung entsprechend hat er schwer­punktmäßig Kunsterziehung unterrichtet. Das Staatliche Schulamt hat ihn auf diesem Gebiet als Fachberater bestellt. Aber auch viele ehemaligen Wannweiler Schüler werden sich an den engagierten und beliebten Klassenlehrer noch gerne erinnern.

27 Jahre leitete er den Kirchenchor in der Gemeinde.

Malen war die große Leidenschaft des Ruheständlers. Mit Geduld und Geschick hat er Behinderten gezeigt, wozu sie bei sachgerechter Anleitung in der Lage sind.

Bei den jüngsten Veranstaltungen des Bildertanzteams (z. B. im Rahmen der „24 Stunden von Wannweil“ oder der Gewerbeschau) konnte er immer wieder zahlreiche ehemalige Schüler unter den Anwesenden begrüßen. Sie kamen extra wegen ihm, denn Sie wollten sich seinen Vortrag nicht entgehen lassen. Sie freuten sich darüber, mit welcher Hingabe und Begeisterung er seine alten Dias und Filme aus den Fünfziger-  und Sechzigerjahren kommentierte.

Der Trauergottesdienst für den kreativen und lieben Pädagogen fand am vergangenen Freitag statt.

In stillem Gedenken an Erich Holder.

Gemeinde Wannweil                                                       Uhlandschule Wannweil
Anette Rösch                                                                    Beatrice Bantlin
Bürgermeisterin                                                                Rektorin

Sonntag, 13. Januar 2013

Kurze Geschichte der Spinnerei & Weberei Wannweil 1869 bis 2013, dargestellt an Archivalien aus dem Gemeindearchiv

Aus dem Jahr 1869 haben sich erste Baupläne für den Shedbau im Gemeindearchiv Wannweil erhalten. 1870 erfolgt die Aufnahme des Betriebes mit 7400 Spindeln. 1924 übernimmt Fabrikant Richard Burkhardt, der in Reutlingen Planie 30 wohnte, den Betrieb. Er wurde1877 in Eningen geboren und starb 1958 in Reutlingen. 1934 kommt Karl Conzelmann (Lebenszeit 1880 bis 1972) aus Tailfingen als Teilhaber hinzu. Die Gemeinde Wannweil vergibt an R. Burkhardt zu seinem 80. Geburtstag am 16. März 1957 erstmals in ihrer Geschichte die Ehrenbürgerwürde. Karl Conzelmann wird 1960, ebenfalls zu seinem 80. Geburtstag, zum zweiten Ehrenbürger Wannweils ernannt. Diese beiden Herren blieben bis heute - 2013 - die einzigen Ehrenbürger Wannweils. Conzelmann stiftet 1960 namhafte Beträge an die Wannweiler Vereine und die beiden Kirchengemeinden. Bei den Feierlichkeiten werden den Geehrten kunstvoll gestaltete Ehrenbürgerbriefe ausgehändigt und Straßen in den Neubaugebieten nach ihnen benannt. Dadurch bleiben die Namen der Ehrenbürger im kollektiven Gedächtnis der Wannweiler Bevölkerung und der ehemaligen Mitarbeiter. Nach dem Tode der beiden Ehrenbürger wurden 1972 zwei große Porträtfotos im Sitzungssaal des alten Rathauses aufgehängt. Sie befinden sich 2013 im Gemeindearchiv. 
Die ersten Fremdarbeiter verschiedener Nationalitäten kamen bereits ab Herbst 1939 in die Spinnerei, zumeist auf Empfehlung. 1943 ging von einer "Rüstungsinspektion" genannten Behörde in Stuttgart die Beschlagnahme der Hauptgebäude Spinnerei für die Zwecke der Firma Daimler-Benz aus. Diese Firma hatte bis zur Besetzung Wannweils am 20. April 1945 durch die Franzosen das Sagen auf dem Firmengelände. Die Spinnerei bestand aber in wenigen Betriebsgebäuden mit den bisherigen Teilhabern Burkhardt und Conzelmann mit etwa 100 "Gefolgschaftsmitgliedern" fort. 
Die Daimler-Arbeiter wurden durch das Arbeitsamt Reutlingen zugewiesen. Das Führungspersonal kam von Untertürkheim, welches sich Mietwohnungen in Wannweil suchte. Ein Barackenlager für 200 Arbeiter, die auf sogenannten "Holzlegen" nächtigen mussten, wird in der Nähe der Spinnerei errichtet. Das Wort "Holzlege" ist ein zeittypischer Ausdruck. Über jeden Arbeiter wurde eine Karteikarte angelegt. Sie geben über Zu- und Wegzug Auskunft. Diese sind teilweise 2013 noch im Gemeindearchiv vorhanden.
In den Jahren 1945/46 stellte die französische Besatzungsmacht wesentliche Nachforschungen über die ausländischen Zwangsarbeiter an. Über die in der Spinnerei während des Krieges beschäftigten nicht deutschen Arbeiter liegen von 1946 genaue Aufstellungen vor. 50 ausländische Männer und 89 ausländische Frauen weist die Spinnerei und Weberei nach. Sie waren teils im "neu eingerichteten Mädchenwohnheim", teils in einem "Schlafsaal in unserem Ökonomiegebäude" oder in neuen Baracken untergebracht, wie im April 1946 festgestellt wird. Franzosen, Elsässer und Holländer hatten sich freiwillig oder auf Empfehlung selbst gemeldet. Einen kinderreichen Schneidermeister hatte das Arbeitsamt in Tomaszow aus dem damaligen "Generalgouvernement" zugewiesen. Durch die Einberufungen zur Wehrmacht standen ja kaum mehr Deutsche auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. 
Nachforschungen über die weitaus größere Anzahl der Arbeiter der Firma Daimler-Benz AG bleiben ohne konkretes Ergebnis. Erst Ende der 1980er Jahre wurde diesem Thema wieder Beachtung geschenkt.
Nach dem Krieg nimmt die Spinnerei ihren Betrieb rasch wieder auf, Materialmangel ist nun aber das große Problem. Insbesondere die ab 1948 in zunehmendem Maße zugewiesenen Heimatvertriebenen finden in der Spinnerei schnell einen Arbeitsplatz. Für ihre Unterbringung wird das Barackenlager nach Abzug der französischen Besatzungsmacht rasch wieder instandgesetzt. Auf einem Luftbild von 1956 sind die Baracken noch abgebildet. Durch den Neubau von mehreren Werkswohnungs-Gebäuden ab 1953 werden die Baracken nicht mehr gebraucht. Die Baracken waren stets hochwassergefährdet. 
Ab den 1960er Jahren kommen nun erneut ausländische Mitarbeiter in die Spinnerei. Sie kommen nicht mehr aus Osteuropa, sondern aus Südeuropa. Sie werden nun "Gastarbeiter" genannt. 1987 wird die Spinnerei geschlossen. Die Firma Holy in Metzingen übernimmt die weitläufige Immobilie. 2012 wurde dem Gemeinderat von Wannweil ein neues Nutzungskonzept vorgestellt. Die Werkswohnungen der 1950er Jahre entsprechen nicht mehr heutigen Wohnansprüchen. Der Abbruch ist vorgesehen. 
Die bevorstehenden Veränderungen waren Anlass für das Zeitzeugengespräch am Donnerstag, den 10. Januar 2013, 19 Uhr in der Gemeindebücherei Wannweil. 
In der Diskussion mit 4 ehemaligen Mitarbeitern der Spinnerei, die von Hauke Petersen moderiert wurde, könnten natürlich nur wenige Aspekte der nun über 143 Jahre währenden Nutzungsgeschichte der oberen Fabrik angesprochen werden.
Botho Walldorf