Sonntag, 6. November 2011

Hooverspeisung: Schulspeisung vor 60 Jahren


Schulspeisung 1981 mit Helene Klett von der Bäckerei Klett


Schulspeisung aus Wannweiler Sicht (Aus der Festschrift von A. Schmid, 1986, Seite 25):
Schulspeisung 1948-1956

Untergewichtige Schüler
Nach dem letzten Krieg setzte sich die Notzeit noch lange fort. Es gab nicht genug zu essen, hungrige Kinder waren die Regel. Auch in Wannweil gab es das.

Eine große Hilfe war die „Hoover-Speisung”, die auf Veranlassung des ehemaligen Präsidenten der USA Herbert Clark Hoover eingeführt wurde. Sie wurde unentgeltlich bis zum 30. 06. 1950 fortgeführt, wobei aber von den Eltern eine freiwillige Spende erbeten wurde. Essen (Eintopf) erhielten die Kinder, die 10% und mehr Untergewicht hatten. Das waren am 22. 10.1948, also noch 4 Monate nach der Währungsreform 90 Schüler von den damals 290 Schülern.

Auszug aus dem Schreiben an Eltern vom 6.12.1948:
„Ihr Kind ist zur Schulspeisung vorgesehen? Die Speisung findet an 5 Wochentagen statt (pro Speisung 350 Kalorien). Sind Sie bereit, freiwillig einen Kostenbeitrag von 40 Pfennig pro Woche zu leisten?”

Es wurden genaue Gewichtstabellen geführt und dem Amtsarzt gezeigt, der eigens zur Untersuchung auf Bedürftigkeit nach Wannweil kam. Die Lehrer mussten bei der Ausgabe der Speisen helfen, sie waren aber nicht sehr glücklich darüber: In der großen Pause mussten sie statt sich zu erholen Essen ausgeben. Lehrer B. klagte darüber, dass seine Frau mindestens jede Woche einmal einen bekleckerten Arbeitsmantel waschen müsse.

Schokolade in der Schule

Der Einfachheit halber wurden später sogenannte Fertigwaren verteilt: es gab Schokolade, Keks, Blockmalz, Studentenfutter und auch mal eine Schneckennudel. Zu Weihnachten gab es immer eine leckere Sonderration. Noch 1952, vier Jahre vor dem Bau der Uhlandschule, wurde von April bis zu den großen Sommerferien 254 kg Keks, 70 kg Schokolade und 63 kg Blockmalz ausgegeben.

Endgültig gestoppt wurde die Ausgabe dieser „Stärkungsmittel” an Kinder, bei denen die normale körperliche Entwicklung gestört war, im März 1953. Von da an gab es nur noch einen Zuschuss in Form von Geld: 25 Pfennig pro Tag.

(Aus der Festschrift von A. Schmid, 1986, Seite 25)

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