Vor ein paar Monaten hatte sich die Ortsgruppe des
Albvereins bereits den Film über die beiden Walz-Schwestern als Heimkino in
ihrem Vereinsraum im Gemeindehaus angeschaut. Nun wurde der Wunsch erfüllt, das
noch Vorhandene in natura zu sehen.
Am Sonntag, den 21. April 2013 machten sich 29
Wannweiler mit Privatautos auf den Weg nach Hörschwag, wo sie von dem
ortkundigen Archäologen Wolfgang Heinzelmann M.A. empfangen wurden.
Auf dem Wege zur
Walzmühle erzählte Heinzelmann von der Lauchert, die bei Melchingen entspringt
und nach etwa 60 Kilometern bei Sigmaringendorf in die Donau mündet.
Heinzelmann erwähnte, dass Mühlen oft am Rande von Herrschaftsgrenzen erbaut
wurden, was auch hier der Fall ist. Hier sind die ehemaligen Herrschaftsgrenzen
auch gleichzeitig Konfessionsgrenzen.
Die heutigen
Eigentümer haben das Anwesen im September 2012 von Klara Walz erworben, deren
aus Neufra kommende Familie das Anwesen seit 1883 besaß. Langwierige
Genehmigungsverfahren für den geplanten touristischen Ausbau sind in die Wege
geleitet. Zunächst haben die neuen Besitzer schon viel Aufräumungsarbeiten
geleistet, die noch nicht abgeschlossen sind. Über den Fortgang der Arbeiten
kann man sich unter www.albmuehle.de informieren. Dort ist auch das Wichtigste
über die Jahrhunderte währende Geschichte der Walzmühle samt Fotos nachzulesen.
Für die
Wannweiler setzte Heinzelmann das 6 Meter hohe Mühlrad in Gang. Vielen waren
die Geräusche des laufenden Wasserrades noch aus der Kindheit vertraut. Noch in
den 1950er Jahren waren ja auch in Wannweil zwei Mühlen in Betrieb.
Freundlicherweise
kam der Besitzer aus seinem Wohnort Kohlstetten, um den Wannweilern die
Besichtigung der Walz-Mühle im derzeitigen Zustand zu ermöglichen. Im Anbau ist
das seit 1929 in Gang befindliche Sägegatter zu sehen. Bis 2009 hatte Klara
Walz, Jahrgang 1925, die Lohnsägerei betrieben. Heute lebt sie im Burladinger
Altersheim. Natürlich würde „die Klara“ gerne wieder auf die heimische Mühle
zurückkehren, ab das bleibt ein Traum.
Die Mahlmühle mit ihren
Mühlsteinen ist noch komplett vorhanden. Manche nicht mehr gebrauchten
landwirtschaftlichen Geräte, wie etwa Habergeschirre, landeten in den hölzernen
Mahltrichtern. In der Wohnung besticht noch der originale, aufgemauerte Herd
mit Herdschiff. Das Verwurzelsein im katholischen Glauben belegen die
zahlreichen Gebetbücher, („Magnifikat), Sterbebilder und die Devotionalien,
welche die Walz-Geschwister von ihren zahlreichen Wallfahrten mitgebracht
haben. Vergilbte, eingerahmte Familienfotos im Großformat hängen unverändert im
Wohnzimmer. Von dort hat man einen schönen Ausblick auf das Hochtal der
Lauchert. Ein Bad war natürlich keines vorhanden, aber ein Trockenabort
(Plumpsklo) in modernisierter Form.
Die Wannweiler
erinnerten sich, dass eine ganze Anzahl „alte Wittfrauen“ noch in den 1960er
Jahren dort in ähnlichen Wohnverhältnissen leben mussten.
Waltraud
Lentmaier dankte dem Eigentümer für den Einblick und wünschte viel Erfolg für
seine künftigen Vorhaben.
Über die
Landschaft der Kuppenalb ging es ins 5 Km entfernte Trochtelfingen. An den seit
2006 amtierenden ev. Pfarrer Ekkehard Rossbach, der aus Wannweil stammt, wurde
erinnert. Im „Städtle“ wurde die gotische Pfarrkirche St. Martin besichtigt,
die von einem Kranz bemerkenswerter Fachwerkhäuser, ehemaligen Kaplaneihäusern
umgeben ist.
Der Rückweg
führte über Hausen an der Lauchert, vorbei an einer Doline (Erdfall) und an
Feldkreuzen. Die Abendeinkehr fand in Gönningen statt.
Botho Walldorf
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen