Donnerstag, 28. Oktober 2010

WANNWEIL VOR 40 JAHREN, -1970- TEIL 1

Eine wichtige Quelle zur Gegenwartsgeschichte Wannweils ist die von dem langjährigen Feuerwehrkommandanten Günter Niemeyer (geb. 1927, verzogen nach Eningen 1988 und dort 2009 verstorben, wurde 82 Jahre alt) geführte Chronik aus den Jahren 1970 bis 1985. Im Folgenden soll daran erinnert werden, was die Wannweiler vor 40 Jahren, im Jahre 1970 bewegte. Niemeyer sammelte vor allem Berichte aus dem "Gemeindeboten" und dem Reutlinger Generalanzeiger. Seine fotokopierten Berichte sind in drei breiten Leitz-Ordnern im Gemeindearchiv, Rollenregal-Nr. 4 eingelagert. Seit 1984 und auch heute (Okt. 2010) führt das Kreisarchiv Reutlingen eine Zeitungsausschnittsammlung für die Orte des Landkreises Reutlingen.

Im Jahre 1969 erschien der erste Ortsplan im handlichen Format DIN A 5. Der älteste Ortsplan ist die Steindruckplatte von 1840, die sich im Original im Gemeindearchiv erhalten hat. Immer wieder zu Diskussionen und Vermutungen regt der fratzenartige Kopf in der romanischen Wannweiler Turmkapelle. (Reutlinger Generalanzeiger vom 03.01.1970)an.

Die Chorgemeinschaft "Sieben Schwaben" wurde 1950 gegründet. Sie feierte am 4.- 5. Juli ein Jubiläumsfest mit Festzug.

Im Dez. 1969 waren 11 Geburten, 4 Hochzeiten und 9 Todesfälle zu verzeichnen. Der Reitverein, der schon seit einigen Jahren einen Reitplatz im Burghau betriebt, wünscht sich eine Reithalle, um ganzjährig trainieren zu können. Sie könnte auf dem "Auffüllplatz" im Burghau entstehen. 2010 ist der Begriff "Auffüllplatz " nicht mehr gebräuchlich, man sagt Mülldeponie.

Als Vereinsfotograf wird Plattenlegermeister Karl Harrer (1910 bis 1995), Dorfstraße 29 erwähnt. Im ersten Vierteljahr des neuen Jahres haben - wie immer- die Vereine ihre Generalversammlungen. Fast alle der erwähnten Vereine bestehen 2010 auch noch, einige neue sind hinzugekommen. Es wird ein Vortrag über konfessionsverschiedene Ehen gehalten, welche der ev. Pfarrer Leopold Ganz (Dienstzeit 1969 bis 1979) und sein katholischer Kollege Anton Durner kommentieren. 2010 ist die dieses Thema nicht mehr bedeutsam.

Die Gemeinde beschäftigt 13 Gemeindebedienstete. Die Bundespost plant einen Fernsehumsetzer in den "Neuen Weingärten", um den Fernsehempfang in Wannweil zu verbessern. Ortsbaumeister ist 1970 Herr Weber. Es wird ein Bauhofneubau ins Auge gefaßt. 2005 werden diese Provisorien abgebrochen, um dem Gemiendpfleghaus Platz zu machen. Wegen der vielfältigen Aufgaben der Gemeinde wird die Erhebung einer Einwohnersteuer beraten. Wenige Jahre später wird sie tatsächlich eingeführt. Der Hebesatz für die Grundsteuer B beträgt 1970 190 v. H, im Jahre 2010 300 v. H.

Die Volkshochschule Wannweil bietet Kurse für die Eltern in "Mengenlehre" an. Damals erregte die "Mengenlehre" die Gemüter, 2010 redet davon niemand mehr. 1970 wird nach den Plänen von Architekt Lutz das Rathaus modernisiert. Der Eingang wurde nach hinten verlegt und dort die Figuren mit der Wannweiler Tracht aufgestellt. Diese befinden sich seit 1996 im neuen Rathaus im Behördensprechzimmer. Bekanntlich wurde das alte Rathaus 1839 erbaut und 1939 unter Bürgermeister Zanzinger modernisiert. Weitere Renovationen erfolgen 1970 und 1983. Im August 1996 wird es abgebrochen. Seitdem kommt das neue Rathaus besser zur Geltung.

Im Juni 1970 findet ein Vortrag der ev. Ausländerbetreuung statt. Thema: "Der andere ist anders". Über die Situation der "Gastarbeiter" wird noch kaum diskutiert. Bei der Oberen Mühle wird das Triebwerk T 68 von der Gemeinde abgelöst. Das romantische Echaz-Wehr wird beseitigt, welches seit 1906 immer wieder fotografiert worden war. Die Obere Mühle wird seit längerem elektrisch betrieben.

Auf dem ehemaligen Pfarrland wird nach Plänen von Architekt Lutz der ev. Kindergarten gebaut. Dieser ist seitdem mehrfach modernisiert worden.

Schließlich wird 1970 in Kirchentellinsfurt die Kläranlage "Unteres Echaztal / Härten" in Betrieb genommen. Die früher vorgeschriebenen Hauskläranlagen sind stillzulegen. Die Bürger werden mit einer "Klärgebühr" zur Kasse gebeten. Bis 1970 wurden die Abwässer ungeklärt in die Echaz geleitet. Im 1970er Jahrzehnt wurden zahlreiche Kläranlagen in Betrieb genommen. Den anfallenden Klärschlamm können die Landwirte verwenden oder wird auf die Deponien verbracht. 40 Jahre später wird man den Klärschlamm nicht mehr so einfach los.Im Jahre 1970 werden einige Einrichtungen geschaffen, von denen wir heute noch profitiren. (Fortsetzung für das Jahr 1970 folgt)

Botho Walldorf

1 Kommentar:

Harry Pasiak hat gesagt…

Herr Walldorf,

Danke fuer die lesenswerten Beitraege zur Historie Wannweils. Gerade fuer mich als Neubuerger ist dies ein Quell, den ich gern nutze, um mehr ueber meine Wahlheimat zu erfahren!

Harry Pasiak,
Versicherungsmakler