Wannweil hieß nach der ältesten uns erhaltenen Urkunde aus dem Jahre 1275 ."Wile" und im Jahre 1465 "Wannwyle". Der Name "Wile" (Villa) ist auf eine römische Ansiedlung zurückzuführen. Wannweil hatte schon sehr früh eine Kirche. Die 1890/91 erweiterte Dorfkirche gehört zu den ältesten Kirchen Württembergs. An den seit 1994 durchgeführten "Tagen des offenen Denkmals" ist das Interesse an dem Sakralbau immer groß. Das hoheAlter der Kirche und die römische Besiedlung beweisen, dass Wannweil in alten Zeiten eine größere Bedeutung genoß.
Das größte Plus Wannweils in der Gegenwart ist seine Lage zwischen den Ballungsräumen und der Schwäbischen Alb. Zahlreiche, einst landwirtschaftlich genutzte Gebäude mußten der neuen Ortmitte weichen. 1996 wurde das neue Rathaus anstelle eines 1839 erstellten Vorgängerbaus fertig. Es bietet Raum für zahlreiche kulturelle Aktivitäten wie Ausstellungen. 2005 folgte das ortsnah gelegene Gemeindepflegehaus vom gleichen Architekten Otto aus Stuttgart. Aufgrund der Wasserkraft der Echaz konnte Wannweil schon ab 1870 an der Wohlstandvermehrung durch die Industrialisierung durch die Textilbranche teilhaben. Im 1980er Jahrzehnt schlossen jedoch fast alle Textilbetriebe am Ort. Die große Gewerbebrache der bis 1987 betriebenen Spinnerei , gibt jedoch Möglichkeiten der Wohnbebauung für die Zukunft, ohne dass weitere Fläche der Echazaue gebraucht werden.
In der Epoche der Gemeindezusammenschlüsse in den 1970er Jahren konnte Wannweil seine Selbstständigkeit bewahren. Es bestehen mehr finanzielle Fördermöglichkeiten als für Stadtteilgemeinden. Der Bahnbau von 1861 lockte frühe Fotografen und Trachtenmaler nach Wannweil. Auch heute profitiert der Ort von den guten Verkehranbindungen an die drei Oberzentren Reutlingen, Tübingen und Stuttgart. Die Einwohnerzahl betrug um 1803, dem Ende der Zugehörigkeit zur Freien Reichstadt Reutlingen etwa 480 Einwohner. Ab 1870 kletterte die Einwohnerzahl infolge der Industrialiserung von etwa 8oo auf 1200 Einwohner. Mehrere Schulgebäude mußten deshalb errichtet werden, die in anderen Funktionen heute noch das Dorfbild prägen. Der stärkste Bevölkerungzuwachs, nämlich von etwa 2000 Einwohner auf 4600 Einwohner fand zwischen 1950 bis 1970 statt. Die Erschließung von zahlreichen Wohngebieten in den schönen Hanglagen des Echaztales und die Modernisierung von Altbauten waren die Folge. Heute hat sich die Einwohnerzahl bei etwa 5100 eingependelt.
Ein reges Veinsleben mit etwa 40 Verein erleichtern das menschliche Miteinander. Von der Schlachtfest-Hockete bis zum Weihnachtsmarkt kann man alles am Ort erleben. Auch die Gemeindebücherei ist gut sortiert. Sie bietet kulturelle Veranstaltungen in großer Bandbreite an. Bereits seit 1956 hat Wannweil moderne Schulgebäude mit einem Hallenbad. Alles wird stets auf dem neuesten Stand gehalten. Einige ortsbildprägende Gebäude aus der Zeit der Agrarwirtschaft konnten neuen Funktionen zugeführt werden. In der ehemaligen Poststelle finden heute Kleinkunstaktivitäten statt.
In den ersten 10 Jahren des neuen Jahrtausends ist viel passiert in Wannweil. 2002 wurde der Ort - wie schon oft in seiner Geschichte, von einer Hochwasserkatastrophe heimgesucht. Deshalb mußte ua. ein neuer Sportplatz angelegt werden. Trotz kleiner Markung gibt es doch weiterhin genügend naturbelassene Gebiete, wo man sich erholen kann.
Botho Walldorf
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