Mittwoch, 31. August 2011

Geschichte des Hauses Dorfstraße 14 in Wannweil




Das giebelständige Fachwerkhaus Dorfstraße 14 gehört 2011 zu den ältesten Häusern Wannweils. Warum gerade dieses Haus übrig geblieben ist von Dutzenden ähnlicher Bauart, ist rein zufällig. Es hängt mit der Besitzgeschichte zusammen, auf die hier nicht weiter eingegangen werden soll. Es wird heute als "Stiegenhaus" bezeichnet. Es hat eine doppelte Außentreppe, daher die Bezeichnung. Früher gab es in der Dorfstraße, mundartlich "Daubagass" und in der Region zahlreiche solche Häuser mit Außentreppe, mundartlich "Trippel" genannt.

Auf der Alb wurde der Begriff "Trippel" auch verwendet, aber in einer anderen Bedeutung. Dort wurde der Platz, wo erhöht die Futterschneidemaschine stand in der Scheuer, als "Trippel" bezeichnet. 2011 kann man solche Wohnverhältnisse nur noch in den inzwischen zahlreichen Freilichtmuseen nachvollziehen. An den verputzten Balkenenden am Giebel erkennt man, dass es sich um ein Fachwerkhaus handelt. Auf dem Dachboden, mundartlich "Bühne" kann man das Zierfachwerk, "die Männchen" gut erkennen. Das Verputzen des Zierfachwerks geschah meistens im 19. Jahrhundert aus Feuerschutzgründen. Wie alle alten Fachwerkhäuser, die zweifelsohne auf alten Siedlungsstellen stehen, ist das "Stiegenhaus" in der Mitte eingesunken. Die Fachwerk-Konstruktion hat den Bodensetzungen nachgegeben. Das und die niedrige Stockhöhe machen eine Sanierung schwierig. Der nördliche Trippel wurde sogar noch mit einem Treppenlift versehen, um dem letzten Bewohnern, Emil Wurster und Anna Mayer, in den 1990er Jahren das Bewohnen zu erleichtern.

Der liegende Dachstuhl besteht noch aus rauchgeschwärzten Dachsparren. Es erinnert an die Zeit, (bis etwa 1750) wo das Haus noch keinen durchgehenden Kamin hatte. In neuerer Zeit war das Wissen darum verloren gegangen. Daher behaupteten die Bewohner oft, bei ihnen hätte es auf der Bühne einmal gebrannt. Sie schämten sich auch wegen ihrer schwarzen Bühne vor den Nachbarn. .Die Zwischenwände haben noch das Faschinengeflecht, welches meist aus Haselnußruten hergestellt wurde (mundartlich "Reigertenwänd"). Gehalten wird das Ganze von rauchgeschwärzten Zweitverwendeten Balken. Die Zweitverwendung erkennt man daran, dass die Balken Löcher und Einkerbungen aufweisen, die keine Funktion haben.

Alte Fachwerkbalken waren früher ein begehrtes Baumaterial, welches gerne sekundär verwendet wurde. Eine fachgerechte Untersuchung nach der Jahresringmethode (Dendrologie) durch einen Fachmann würde wahrscheinlich noch manche Einzelheit zur Entstehungsgeschichte aufdecken. Gegenwärtig soll aber diese Beschreibung durch den Amateurhistoriker B. Walldorf ausreichen, damit überhaupt etwas dokumentiert wird. Nachdem im Jahre 2009 das Haus Walz im Hof abgebrochen wurde, ist das Haus Wurster wohl das letzte mit rauchgeschwärzten Balken im Flecken. Um 1980 hat es in Wannweil wohl um die 20 solcher alten Bühnen gegeben. Diese wurden aber einer breiteren Öffentlichkeit kaum bekannt. Auf die Bühnen liest man ja eigentlich nur die Handwerker zur Erfüllung ihrer Aufgabe. Auch hauptamtliche Hausforscher finden nicht immer den Zugang. Die beiden Fotos können noch einmal begrenzt den Eindruck einer alten Wannweiler Bühne wiedergeben.

Botho Walldorf

1 Kommentar:

Bill Cunningham hat gesagt…

Viele Amerikaner haben Vorfahren, die bei 14 Dorfstrasse lebte. Anna Steinmeyer (Dorfstrasse 14)heiratete Johannes Neuscheler (Dorfstrasse 22). Das Paar zog nach Amerika ungefähr 1752. Johannes Sohn änderte seinen Namen in John Neisler. Ich bin froh, das Haus auf Ihrer Website zu sehen.Wir haben einige Geschichte an cunninghamusa.com veröffentlicht.