Freitag, 19. August 2011

Nach 25 Jahren wieder Veränderungen in der Dorfstraße



Wenn man sich mit einzelnen Häusern in der Wannweiler Dorfstraße vulgo "Daubagass" befasst, stößt man interessanterweise immer wieder auf Zeugnisse der bäuerlichen Vergangenheit. Meistens sind diese auf den ersten Blick 2011 nicht mehr sichtbar. Ein solches Haus ist die Dorfstraße 19. Altershalber hatte sich das Ehepaar Skwirblies im Jahre 2006 entschlossen, sich eine Eigentumswohnung in der 1982 errichteten Filiale der Kreissparkasse zu nehmen.

Die Wohnbevölkerung Wannweils besteht aus einem Kommen und Gehen, die in den verschiedenen Wechselfällen des Lebens begründet sind. Heute wird das als "Migration" bezeichnet. Herr Skwirblies stammt eigentlich aus dem Memelland, nahe der Grenze zu Litauen. Auch die langjährige Kindergärtnerin Frau Lach (1941-2000) stammte aus dieser fernen Region des alten Deutschen Reiches. Nach der Flucht wurde Herr Skwirblies im Landkreis Pinneberg nördlich von Hamburg seßhaft. Dann zog er nach Wannweil, wo seine Ehefrau herstammt. Der neue Hausbesitzer, Dipl-Ing. (FH) Rolf Zenner, geb. 1967 arbeitete mit seiner Frau, die ebenfalls Architektin ist, in Esslingen. Verwandte in Wannweil und Ohmenhausen machten das Ehepaar Zenner auf das Objekt in der Dorfstraße 19 aufmerksam. Alt- und Neubesitzer wurden 2006 handelseinig. Ein Vorteil war, daß die Wohnung im ersten Stock sofort benutzbar war. Ferner sind die wichtigsten Geschäfte im Dorfzentrum fußläufig zu erreichen. Unter dem Signet "Lehmscheune" bietet R. Zenner seit 2010 Wandgestaltungen, Putzoberflächen, Fußböden und Möbel in der Lehmbauweise an. Mehr Informationen dazu unter WWW.LEHMSCHEUNE.DE .

Der Alteigentümer Skwirblies überließ den Zenners auch einen Kalender von 1989, wo die Dorfstraße 19 sogar auf Dias der 1960er Jahre von Karl Harrer (1910-95) abgebildet ist. Die von Schreinermeister Walter Ott mit bearbeiteten ortsgeschichtlichen Veröffentlichungen gelangen auf die verschiedenste Weise sei es auf Papier oder durch das Internet auch in die Hände von Neubürgern.

Von der äußerlich kaum noch wahrnehmbaren Bauernscheuer hat sich doch noch erstaunlich viel erhalten. Der Stauraum für die Erntevorräte, früher "Heubarn", "Oberte" und "Gräach" genannt, soll jetzt als Holzlager dienen. Die senkrecht stehende Oberteleiter soll erhalten bleiben, ebenfalls der Lotter mit Lotterseil und dem hölzernen Lotterrad. (siehe Foto) .Jahrhundertelang hatten die Scheuern diese Einrichtung. 2011 kann man dem aus dem Saarland stammenden R. Zenner dankbar sein, daß er sich um Erhaltung dieses landwirtschaftlichen Kulturgutes kümmert. Er führt es neuen Funktionen zu.

Das Haus Wurster, 2011 als Stiegenhaus bezeichnet, wollte R. Zenner nicht erwerben, weil es keine bewohnbare Wohnung mehr bietet. Der Sanierungsbedarf dort ist so groß, daß der nur von einer Arbeitsgruppe bewältigt werden könnte. Der Entschluß des Architekten-Ehepaares Zenner, kein neues Objekt zu bauen, sondern ein altes zu sanieren, ist zu begrüßen.
Der Verfasser dieser Zeilen B. Walldorf, wünscht dem Ehepaar Zenner viel Erfolg mit der einmaligen Geschäftsidee und dankt für den Einblick.

Botho Walldorf

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