MI 04/11/2009 verfasst von Botho Walldorf
Im Jahre 1861 erhielt Wannweil den ersehnten Eisenbahnanschluß durch die Könoiglich Württembergische Eisenbahn (KWSTE). Seitdem kann man bis heute alle bedeutenden Fahrzeuge der deutschen Eisenbahngeschichte in Wannweil sehen. Sogroß war und ist die Typenvielfalt, daß sie im Alltagsleben kaum wahrgenommen wird.
Zahlreiche Dampfloktypen der Länderbahnzeit (Epoche I (1835 bis 1920) warden in die Bahnbetriebswerkstätte nach Tübingen überführt. Dazu gehörte ab 1892 bis 1922 die legendäre Zahnradlokomtive vom Typ „Fz“ , die den Namen „ Achalm“ trug. Ferner die Personenzugtenderlok der Baureihe 75 (württembergisch T5) von denen leider keine erhalten blieb. Die fünfachsige schwere Rangier-Tenderlok Baureihe 92 , württembergisch Tn war auch dabei. Nur wenige Brtiebsaufnamen von dieser interessanten Loktype sind erhalten geblieben.
1906 wurde das zweite Gleis eingebaut. Auf Betreiben der Gemeinde erhielt Wannweil ein eigenes Bahnhofs gebäude, welches, weil um 1980 funktionslos geworden von der DLRG Gruppe Wannweil um 2007 vorbildlich renoviert wurde. Hier begann Helmut Gaiser ( geb. 1928 gest. um 2006) seineLaufbahn bei der Reichsbahn-Gesellschaft als Jungwerker. Damals war noch das Kurbelstellwerk vorhanden, welches auch den Zugang für das von der Spinnerei benutzte Abstellgleis regelte. Aber noch weitere Personen der Zeitgeschichte taten auf dem Wannweiler Bahnhof Dienst. InAnfang der 1980er Jahre war es der Vater des Fußballspielers Guido Buchwald, der in Jahre 1990 zur Deutschen Fußball-Weltmeisterschafts-Mannschaft gehörte. Erinnert sei an den „Gramper“ (Bahnunterhaltungarbeiter) Samuel, der 1901 das Haus in der Au 1 baute. An Familien folgten dann die Sackelhauser Götz und heute Reyhing. 1957 erlitt der Heizer Kress, Degerschlachter Straße 4 auf Bahnhof Tübingen den Unfalltod. An einer Dampflok der Baureihe 64 war die Waschluke nicht richtig verschlossen. Der entweichende Dampfstrahl traf den Wannweiler Kress tödlich. (Quelle: Interview mit Helmut Gaiser Nov. 2003). Kress bewohnte einen der 15 Lahenshöfe, wo sich seit 2005 die Goldschmiede befindet.
1933 wurde die Strecke Stuttgart-Tübingen elektrifiziert. Damit kam auch der elektrische Triebwagen-Vorortzug ET65 genannt „Roter Heuler“ durch Wannweil. Dieser war im Einsatz bis 1978 in Stuttgart das S-Bahnnetz eröffnet wurde. Natürlich fuhren waren alle
Elektro-Altbau -Loks mit ihren typischen Stangenantrieben in Wannweil zu sehen. Erwähnt sie die Drehgestellok E 91. Auch die E94 (Deutsches Krokodil) gab sich in Wannweil ein Stelldichein.
Von Schreinermeister Karl Ott (1901-90)) ist ein Foto erhalten geblieben. Er fotografierte eine Dampflok der Baureihe 91 mit einem Länderbahn-Personenzug um 1930 von seinem Elternhaus In der Au 3 aus. Das Foto wurde im Bildband Wannweil Bilder ausvergangenen Tagen Geiger Verlag Horb 1984 veröffentlicht.
Eigentlich waren alle Dampflok-Typen der württembergischen Staatsbahn in Wannweil zu sehen, nur nahm niemand davon Notiz.
Auch die Dampflokomtiven der Hohenzollerischen Landesbahn, die seit 1911 bis 1940 5 Dampflokomtiven von der Maschinenfabrik Esslingen erwarb, kamen auf der Überführung ins Hohenzollerische Einsatzgebiet durch Wannweil. Wie oft ist die heutige Museumslok 11 (erbaut 1911 in der Maschinenfabrik Esslingen) auf Überführungsfahrten in die Maschinenfabrik Esslingen und auch als Museumslokomtive seit 1971 durch Wannweil gefahren. Erst in Hechinger Bundesbahnhof können die Loks auf die heimische Landesbahn umsetzen. Seit „das Achsen abdrehen“ (Radreifen-Umrißberichtigung ) seit den 1980er Jahren in Plochingen vorgenommen wird, kommen die modernen Landesbahndieselloks Betriebs-Nr. V 1510, V151 und V152 (Baujahr 1985) regelmäßig durch Wannweil.Im Mai eines jaden Jahres ist auch der Triebwagen-Sonderzug „Fliegender Gammertinger“ auf Achse. Seit der Regionalisierung des Bahnverkehrs 1997 sind die elfenbein-weinroten Regioshuttle der Hohenzollerischen Landesbahn oft in Wannweil zu sehen. Bereits die ersten Triebwagen der Landesbahn von 1934 trugen das elfenbein-weinrote Farbschema, was inzwischen zum Markenzeichen der vergrößerten Hohenzollerischen Landesbahn geworden ist.
Beim Einmarsch der französichen Armee „Rhin et Danube“ am 24. April 1945 wurde von der zurückweichenden Wehrmacht die Brücke über den Ebbach gesprengt. Es konnte nicht verhindert werden.
In den 1950er Jahren tauchten dann auch in Wannweil die roten Schienenbusse Vt 95 auf. Sie ersetzten manchen Dampfzug, gemäß dem damaligen Slogan „Unsere Lokomotiven gewöhnen sich das Rauchen ab“. Sie waren bis 1995 in Betrieb. Einige Exemplare blieben betriebsfähig. Sie werden heute auf der Schwäbischen Alb-Bahn (SAB) in Münsingen unter Federführung des rührigen Bernd-Mathias Weckler museal eingesetzt. Als Werbname hat sich der Begriff „Roter Brummer“ durchgesetzt.
Um 1975 wurden die klappernden mechanischen Einfahrtssignale fdurcvh Lichtsignale ersetzt.
Diese Einfahrtssignale gehörten generationenlang zu Erscheinungsdbild der Eisenbahn.
Bis in die 1980er Jahre verkehrten die Wendezüge Stuttgart-Tübingen. Mit den sogenannten „Silberlingen“ war der Charme des Reisekomforts der 1950er Jahre noch lange erlebbar. Längst vergessen sind die zwei- und vierschsigen „Umbauwagen“, die auf preußischen Fahrgestellen aufgesetzt, in den 1950er Jahren modernisierte Wagenkästen bekamen.
Seit etwa 1982 stehen auch in Wannweil Fahrkartenautomaten, die manchmal ihre Tücken haben. Seit 1. Jan. 2002 gehört Wannweil zum Verkehrsverbund „NALDO“ (Neckar-Alb-Donau), der in Bempflingen endet. 2009 wird der Bahnhof Wannweil fast ausschließlich von den spurtstarken Regio-Shuttles RS 1 von verschiedenen Eisenbahnverkehrsunternehmen bedient. Es sind alles dieselben Typen, die bis Herrenberg, Urach und Plochingen fahren. Allein in der Farbgebung und Beschriftung unterscheiden sie sich. An manchen ist der Begriff „Kulturbahn“ zu lesen. Die fährt im Nagoldtal
Im Aug. 1991 wurden in einem Sonderzug .die Sarkophage FriedrichWilhelm I (1713-1740), „Soldatenkönig“ und Friedrich II (1712-1786, reg. 1740-86) , genannt „der Große“ von Hechingen nach Potsdam überführt. Särge waren bis 1943 in der 1950 abgebrochenen Potsdamer Garnisonskirche gestanden. Dieser illustre Sonderzug fuhr mit langsamer Geschwindigkeit auch durch Wannweil.
Wenn im Frühjahr 2010 die legendäre Zahnradlok Betriebsnummer 97 501 nach der Instandsetzung durch die Zahnradbahnfreunde Honau-Lichtenstein (ZHL) zunächst zur Abnahmefahrt auf die Hohenzollerische Landesbahn gebracht wird, wird sie im Schlepp durch Wannweil rollen. In ihrem Lokleben, welches von 1922 bis 1962 währte, ist sie zur Reparatur oder Wartung oft nach Tübingen überführt worden. Seit die Deutsche Bahn AG ihre „Trassen“ verkauft, ist auch manche exotische Diesellok vor Güterzügen hier zu sehen.
Museums-Dampflokomotiven fahren zuhauf durch Wannweil. Da kann man noch einmal das sich drehende Gestänge der Dampflokomtiven beobachten, was generationenlang zu Eisenbahnberieb gehörte. Wenn in Rottweil 2011 ein „Eisenbahn-Erlebniszentrum“ eröffnet wird, müssen alle Museumsfahrzeuge den Weg durch Wannweil nehmen.
Es lohnt sich also auch heute noch, den Bahnbetrieb um Wannweil zu
beobachten.
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